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Schulsystem - Teamaccount - 10.07.2023

Wenn man an das koreanische Schulsystem denkt, so denkt man vor allem an einen gewissen Leistungsdruck unter welchem all die Schüler*innen stehen. Heutzutage gehört das Schulsystem des Landes zu einem der Besten der Welt. Die Meinung über dieses erfolgreiche Bildungssystem ist bis heute zwiegespalten. So gibt es sehr wohl Menschen, die genau dieses wettbewerbsorientierte Schulsystem gut finden und somit eben auch das wirtschaftliche Wachstum des Landes betrachten. Dennoch muss man leider auch dazu sagen, dass das Schulsystem von Südkorea ziemlich hart ist. Stundenlanges Lernen, bis man abends dann müde ins Bett fällt, sind hierbei an der Tagesordnung. Man muss immer zu den Besten gehören, um irgendwann gute Karrierechancen haben zu können – etwas, was Kinder oft unter Druck setzt und sie vor Herausforderungen stellt.

Grundschule
Es gibt private und öffentliche Schulen, in denen die Koreaner*innen ihr Wissen unter Beweis stellen müssen. Die Schulpflicht beginnt in Korea, ähnlich wie in Deutschland auch, zwischen dem sechsten und siebten Lebensjahr. Der Unterricht beginnt im Durchschnitt zwischen 8 und 9 Uhr, und endet um 13 Uhr. 
Schon in der Grundschule wird den Schülern ein großes Maß an Eigenverantwortung abverlangt. Lehrkräfte, die etwas schreien, findet man an koreanischen Schulen nicht. Stattdessen wird versucht durch das Vorbildsystem den Schülern beizubringen eine angemessene Lautstärke bei zu behalten.
Körperliche Bestrafungen finden sich in der Grundschule (noch) nicht.
Die Unterrichtsfächer bilden in dieser Schulform hauptsächlich Koreanisch, Mathe, Wissenschaften, wie etwa Biologie, sowie Gesellschaftskunde.



Mit durchschnittlich 12 Jahren beginnt für die koreanischen Kinder die Mittelschule - und damit der Ernst des Lebens. Die Mittelschule umfasst drei Jahre, in welchen sich der Unterricht auf 13 Fächer ausweitet. So wird dort neben Mathematik, Koreanisch und Wissenschaften auch Koreanische Geschichte, Englisch und Chinesisch unterrichtet. Zudem gibt es für Jungen Unterricht mit dem Schwerpunkt Beruflicher Kompetenzen, sowie für Mädchen Unterricht in Hauswirtschaften. Eine etwas veraltete Unterrichtsform, die sich jedoch bis heute durchsetzt. 
Auch in der Mittelschule startet der Unterricht durchschnittlich um 8 Uhr, und endet um 16 Uhr. Für Schüler ist jedoch auch dann der Schultag noch nicht beendet, und so besucht der Großteil freiwilligen Unterricht, sogenannte "Self Study"-Stunden. Dort bilden sich Lerngruppen, die sich auch privat zu diesem Zweck treffen.

Oberschule
Ab dem 15ten Lebensjahr besuchen Schüler schließlich die Oberschule. An welche Oberschule man schließlich aufgenommen wurde, entscheidet der Notendurchschnitt an der Mittelschule. In Südkorea gibt es mehrere Arten von Oberschulen, welche verschiedene Schwerpunkte haben können - wie zum Beispiel Kunst und Wissenschaften oder einen fremdsprachlichen Zweig. Zwischen diesen Oberschulen herrscht zudem ein harter Konkurrenzkampf, und Schüler versuchen den Prozentsatz der Graduierten möglichst hoch zu halten, um sich von den anderen Schulen abzuheben. Hierfür nutzen sie vor allem den Unterricht in sogenannten Hagwon (학원), die monatlich zwischen 300 und 700 Euro kosten,  welche nicht selten erst um 22 Uhr beendet sind. Der Unterricht in diesen Hagwons dient vor allem dem Vorbereiten auf die Abschlussprüfungen, sowie den Daehak suhak neungnyeok siheom (대학수학능력시험), dem College Scholastic Ability Test. Auch spezielle Aktivitäten werden in Hagwons angeboten, welche für die Bewerbungen an den Universitäten mehr Erfolg versprechen.
Nach dem freiwilligen Unterricht stehen oft noch Hausaufgaben an, und so endet der Schultag ab der Oberschule nicht selten erst zwischen 23 und 0 Uhr. 

Ziel des teilweise 16-stündigen Schulalltags ist es, die Universitätseintrittsprüfung, Suneung (수능), vollständig 대학수학능력시험 Daehak suhak neungnyeok siheom, College Scholastic Ability Test, zu bestehen. Dieser wird einmal jährlich vom Ministerium für Bildung auf nationaler Ebene durchgeführt. Der Test soll der Weiterbildung der Schüler dienen, aber vor allem auch den Universitäten, welche durch die gesammelten Daten sehen können, welche Studenten sich gut für ihre Universität eignen.

Während dieser Prüfung wird über acht Stunden hinweg in Form eines Multiple-Choice-Verfahrens das Wissen der letzten drei Oberschuljahre abgefragt. Mit diesem Prüfsystem kann man die Bevorzugung und unfaire Behandlung vermeiden. Der Suneung wird landesweit zur gleichen Zeit von allen Schülern geschrieben. An diesem Tag herrscht Ausnahmezustand und viele Büros öffnen erst nach 10 Uhr. Dadurch kann es nicht zu Verkehrsbehinderungen kommen, wodurch die Schüler nicht abgehalten werden, an dieser entscheidenden Prüfung teilzunehmen. Schüler, die Gefahr laufen zu spät zu kommen, werden von der Polizei zur Schule eskortiert. Selbst der Flugverkehr wird während der Hörtestphase ausgesetzt. Eltern stehen vor den Schulen und beten für ihre Kinder. Da der Druck auf den Schülern so groß ist, kommt es nicht selten zu Selbstmorden, weil die Schüler dem sozialen, sowie dem von der Familie ausgehenden Stress nicht standhalten können. Etwa 80 Prozent der Absolventen bewerben sich an einer Hochschule, von diesen 80 Prozent wiederum wollen 80 Prozent an privaten Hochschulen studieren. Welche Universität man besucht ist häufig wichtiger bei der Karriere, als welchen Abschluss man erreicht hat.

Außer der regulären Aufnahme durch Suneung gibt es auch noch die frühzeitige Aufnahme (수시 Susi). Hier gibt es drei Möglichkeiten: Entweder werden das Abschlusszeugnis der Oberschule (학생부 교과) oder die gesamte Schulleistung (학생부 종합) berücksichtigt - oder es wird ein Essay (논술) vom Bewerber erwartet. Aufgrund des Niveauunterschieds von Oberschulen, wird die Abschlussnote durch das Suneung-Ergebnis ergänzt. Das heißt, die Bewerber müssen eine Minimalpunktzahl im Suneung erreichen (최저등급제). Für die, die diese erreichen, wird danach aber nach Abschlussnote geordnet. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, beispielsweise, wenn die Aufnahme von neuen Studenten regional gleich verteilt wird. Bei der Berücksichtigung aller Schulleistungen werden Noten, aber auch außerschulische Aktivitäten, wie soziales Engagement, ein Anschreiben, ein Empfehlungsschreiben und ein Motivationsgespräch mit in die Bewertung einbezogen. Bei der Aufnahme durch ein Essay werden die Essays der Bewerber durch die jeweilige Universität bewertet und daraufhin aufgenommen oder abgelehnt. Das Essay ist nicht standardisiert. Auch hier verlangen die Universitäten häufig eine Mindestpunktzahl im Suneung.

Hochschulen / Universitäten
Mit dem erfolgreichen Bestehen des Suneungs können sich Absolventen der Oberschule an verschiedenen Hochschulen / Universitäten bewerben. Im Gegensatz zu den primären und sekundären Schulleveln gibt es in den Hochschulen / Universitäten keine Schuluniformpflicht. Der Konkurrenzkampf und Druck auf die Studierenden bleibt genauso hoch. Zum Einen gibt es die sogenannten Jeonmundae, welche Fachhochschulen mit einem zweijährigen Studium mit fachspezifischer Ausrichtung sind und zum Anderen die privaten und öffentlichen Universitäten, in denen man nach einem vierjährigen Studium einen Bachelor und nach 2 weiteren Jahren einen Master erreichen kann. Von 1945 bis 2001 galt nur das Resultat des Suneungs als Mittel sich zu bewerben, was einen enormen Druck auf Schüler und ein finanzielles Problem für viele Familien darstellte. Natürlich ist auch heute noch das Resultat des Suneungs wichtig für die Bewerbung, jedoch hat MOEHRD ein neues System vorgeschlagen, bei dem Universitäten selber entscheiden können unter welchen Kriterien sie Studenten aufnehmen.
Als solche gelten:
  • Aufzeichnung der schulischen Aktivitäten (Noten & soziale Fähigkeiten)
  • College Scholastic Ability Test (CSAT)
  • Universitätseigene Testverfahren (Aufsatz schreiben, Interviews etc.)
  • Empfehlungsschreiben
  • Eignungsprüfung
  • Auszeichnungen und Preise

Zwischen öffentlichen und privaten Universitäten gibt es einen großen Unterschied in der Höhe der Semestergebühren. 2008 betrugen die Studiengebühren an der staatlichen Seoul National Universität 3730 US-Dollar pro Jahr für ein Bachelorstudium und 4893 US-Dollar für ein Masterstudium und Promotion. An der privaten Korea-Universität hingegen waren es 7662 US-Dollar für ein Bachelorstudium pro Jahr und 11.099 US-Dollar für ein Masterstudium und Promotion. Die Semestergebühren an privaten Universitäten sind zwar deutlich höher als im Vergleich zu öffentlichen Universitäten, jedoch sind diese besser ausgestattet. 2007 lag der prozentuale Anteil an Oberschulenabsolventen, die sich an Universitäten beworben haben, bei 84 Prozent, welches deutlich über dem OECD Durchschnitt von 50 Prozent liegt. Heute hat Korea mit zirka 220 Universitäten und knapp 60.000 Professoren einen deutlich hohen Anteil. Ebenfalls ist die Entwicklung und Wichtigkeit des Studiums für die Karriere eines Koreaners daran zu erkennen, dass es jedes Jahr mehr Doktoranden Abschlüsse gibt.